Mit Genehmigung des

Mindestanforderung für das Halten von Korallen

und Riesenmuscheln (WA-Arten) unter besonderer

Berücksichtigung des Groß-und Einzelhandels

VORBEMERKUNG:

Erst die Entwicklung der Technik hat es ermöglicht, Organismen wie Korallen und Riesenmuscheln außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes Bedingungen zu bieten, die der Natur so nahe kommen, dass eine Haltung der Tiere in einer künstlichen Umgebung vertretbar ist.

Ein einwandfrei funktionierendes Aquariensystem und ständige Kontrolle sämtlicher Parameter sind dafür jedoch die Vorraussetzung. Regelmäßige Wartung und Pflege der Gerätschaften, wie z.B. der Austausch der Brenner und Leuchtstofflampen oder das Auswaschen des Filtermaterials sind selbstverständlich. Reservegerätschaft und –materialien sollten für unvorsehbare Notfälle bereitstehen.

Haltungsmodalitäten sollten sich stets an dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik orientieren. Art-oder gattungsspezifische Bedürfnisse können der Fachliteratur entnommen werden.

Im Einzelfall richten sich stets die Parameter nach den Gegebenheiten des natürlichen Lebensraums der Art oder Gattung. Beispielsweise brauchen Korallen, die an der Riffkante vorkommen (z.B. Acropora spp., Millepora spp.) im Aquarium stärkere Wasserbewegungen als Arten, die in ruhigeren Zonen leben. Arten aus größeren Tiefen (z.B. Tubastraea spp., Goniastrea spp., Lobophyllia spp.) benötigen geringere Beleuchtungsstärken als Korallen oder Riesenmuscheln aus dem Flachwasserbereich, die sich aufgrund ihrer Abhängigkeit von den im Gewebe eingelagerten einzelligen symbiontischen Algen (Zooxanthellen) bei hoher Beleuchtungsstärke und Blaulicht wohlfühlen.

Da das Ökosystem Meer ein weitgehend stabiles Milieu bietet, reagieren vor allem sessile Wirbellose sehr empfindlich auf plötzliche Veränderungen von Temperatur, Licht oder Wasserbeschaffenheit. Jede Umstellung sollte daher nur schrittweise erfolgen.

Korallen und Riesenmuscheln leben in den nährstoffarmen Riffzonen. Die Bereitstellung und Aufrechterhaltung der entsprechenden Wasserqualität ist unabdingbar und muss auch bei einem Mischbesatz mit Fischen eingehalten werden. Viele Steinkorallen sind dank ihrer Zooxanthellen von einer direkten

Nahrungszugabe unabhängig; einige Korallen und auch die Riesenmuscheln müssen jedoch mit Ersatzplankton gefüttert werden.

Letztendlich sind das gesunde Erscheinungsbild der Tiere, ihre Aktivität, ihr Wachstum und ihre Langlebigkeit Belege für gute Haltungsbedingungen.

MINDESTANFORDERUNGEN FÜR DIE HALTUNG

Technik und Materialien:

Rahmenlose silikonverklebte Glas-oder Plexiglasbecken, mit Epoxid oder Chlorkautschuk: beschichtete Holzbecken, Eternitbecken

Keine Metalle (Außer Titan) und keine Kunststoffe mit Weichmachern, kein Polyester

Eiweiß-Abschäumer (nur bei der Privat-oder Zoohaltung in Einzelfällen entbehrlich)

Heizer mit Thermostatregler

Leistungsfähiges, möglichst großvolumiges Filtersystem (nur bei der Privat-oder Zoohaltung in Einzelfällen entbehrlich)

HQI-Lampen (Quecksilberdampf-Hochdrucklampen, Halogen-Metalldampflampen), ersatzweise (bei Wassertiefe < 30 cm auch Neonröhren; Beleuchtungsdauer: 12-14 Stunden, vorzugsweise mit Dämmerungsphase)

Kalkreaktor bzw. regelmäßige Zugabe von Kalkwasser

Strömungspumpe: Richtwert für die geförderte Wassermenge pro Stunde ist das 10fache des Aquarienvolumens

Wasser

Meerwasserherstellung mittels käuflicher Mineralmischung unter Berücksichtigung der Beschaffenheit des Ausgangswassers

Regelmäßiger (Teil-)Wasserwechsel (entsprechende Vorratsbehälter zum „Reifen" des neu angesetzten Meerwassers)

Dichte bei 25°C zwischen 1.021 und 1.026

Temperatur: 23°C – 27°C

pH-Wert zwischen 7,9 und 8,4

Karbonathärte: 8°KH -15°KH

Nitrat: unter 10 mg/l; Nitrit: unter 0,05 mg/l

Phosphat: unter 0,3 mg/l

Zugabe von Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen

Beckengröße, Besatzdichte und Vergesellschaftung

Je größer ein Becken ist, um so eher ist ein stabiles biologisches Milieu zu erhalten. Die Wassertiefe darf 20 cm nicht unterschreiten

Korallen und Riesenmuscheln dürfen sich im „aufgeblühten" respektive geöffnetem Zustand nicht berühren und müssen alle dem für sie lebensnotwendigen Licht und der Wasserbewegung ausgesetzt sein. Der Besatz darf ca. 10 % des Aquarienvolumens nicht überschreiten. Bei dauerhafter Haltung ist das Größenwachstum zu berücksichtigen.

Korallen müssen unter Händlerbedingungen in Art-bzw. Gattungsbecken gehalten werden

Wir danken den Herren Wicker, Nigl, Hochstetter und Dr. Herrmann für die fachliche Beratung. Für den Inhalt verantwortlich ist die Wissenschaftliche WA-Behörde im Bundesamt für Naturschutz.